söhne ohne Väter


Autor Reinhard Decker / Einband: Hardcover / Gesamtseiten: 92 / ohne Bilder

ISBN: 978-3-8448-1567-2


Mit diesem Buch ist es mir ein Anliegen, Auswirkungen auf die Entwicklung von Söhnen festzustellen, die durch eine Trennung/Scheidung der Eltern ohne Vater aufgewachsen sind. Es ist mir klar, dass es verschiedene Formen der Vaterentbehrung wie Vaterlosigkeit (Vater nie gekannt), Vaterverlust (durch Tod) und Vaterverlust (durch Trennung/Scheidung) gibt.

 

Die Grundlage für dieses Buch ist meine Diplomarbeit zum Abschluss der Ausbildung zum „Dipl. Trainer für prozessorientierte Gruppenarbeit“ an der Lehranstalt für Ehe- und Familienberatung, Privatschule der Diözese Feldkirch mit Öffentlichkeitsrecht, Ausbildungslehrgang 2006–2009. Meine Ausführungen beziehen sich ausschließlich auf den Vaterverlust durch Trennung/Scheidung der Eltern in Bezug auf Söhne im Kleinkindalter und die Folgewirkungen in der Entwicklung zum „Mann“, die daraus entstehen können. Eine weitere Fragestellung ist für mich, welche Aktivitäten mit Jugendarbeitern, Psychologen oder Institutionen dabei behilflich sein können, ein evt. vorhandenes Entwicklungsmanko auszugleichen oder zu lindern. Ich gehe von der These aus, dass die Findung einer eigenen männlichen Rolle, der männlichen Geschlechtlichkeit, das „Mannsein“ an sich, ohne Vater stark erschwert ist.

 

Leseprobe

 

Die Eltern sind die ersten sozialen Instanzen und Bezugspersonen im Leben eines Kindes. Durch sie wird das Kind am nachhaltigsten geprägt. Ich gehe davon aus, dass der Verlust des Vaters auf ein Defizit für das Aufwachsen, Lernen, Gestalten, Vorbildfunktion, Mannsein, Geschlechtsidentität etc. bedeutet. Auch haben sich die Rollen von Vater und Mutter in der heutigen Zeit gegenüber früher sehr stark geändert. 

 

In früheren Zeiten bestand eine klare Rollenverteilung in der Familie, die von der Gesellschaft anerkannt und vorgegeben war. Der Vater hatte die Rolle des Beschützers und Ernährers in einer Familie und war mehr für die Arbeiten zuständig, die außerhalb des Hauses anfielen, während die Mutter die Funktion als Betreuerin, Versorgerin und Managerin innerhalb der Familie wahrnahm und mehr für das Haus, Garten, Kochen etc. zuständig und verantwortlich war.  Diese Art der Rollenverteilung erlebe ich heute noch täglich bei meinen Schwiegereltern, die inzwischen im Alter von 85 Jahren beim Schwiegervater und 80 Jahren bei meiner Schwiegermutter sind.

 

Mit der Tatsache, dass heute viele Frauen einer Erwerbstätigkeit nachgehen, hat sich die Rollenverteilung grundlegend geändert und ist nicht mehr so klar strukturiert. Das gesellschaftliche Bild von Familie und Erziehung gestaltet sich neu und somit rückt auch die Frage in den Vordergrund, welche Funktion und Bedeutung der Vater in einer Familie hat. Verschiedene Väter sind sich offensichtlich ihrer Wichtigkeit in der Familie noch nicht bewusst. Es ist oft in Familien feststellbar, dass ein Vater zwar physisch vorhanden ist, jedoch seine Rolle als Bezugsperson für seinen Sohn nicht oder nur nach Aufforderung wahrnimmt und ihm nicht klar ist, welche Bedeutung er als Erzieher oder Bezugsperson hat.

 

 

Um die unterschiedliche Entwicklung eines Sohnes, der mit beiden Eltern und eines Sohnes, der bei der Mutter oder mit sporadischem Kontakt zum Vater aufwachsen ist, zu erklären, ist es wichtig, die Bedeutung der Vaterrolle in der Erziehung und in der geschlechtlichen Entwicklung zu veranschaulichen.


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