franziskus - heilige Orte


Autor Reinhard Decker / Einband: Hardcover / Gesamtseiten: 280 / Farbseiten: 36

ISBN: 978-3-7386-2389-5


Convento Le Celle in Cortona

 

Wenige Jahre nach der radikalen Veränderung von Franziskus kam er um das Jahr 1211 im Zuge einer seiner apostolischen Wanderungen zur Evangelisierung der Welt nach Cortona. Franziskus suchte immer – um besser beten zu können – Orte großer Einsamkeit mit bewaldeten Hängen, Felsen und Schluchten, auf. Immer wieder fand er jemand, der ihm half, solche Orte zu finden. Wir müssen annehmen, dass er auch auf diese Weise den Ort „Le Celle“ fand. Ein Ort, dessen Name vielleicht auf kleine Bauten, hauptsächlich Mühlen, die die Kraft des steil abfließenden Wassers nutzten, zurückgeht. Es ist ein wilder und ursprünglicher Ort mit einer dichten Bewaldung, wie man auch heute noch sieht, wenn man ober- oder unterhalb des Konvent-Gebäudes unterwegs ist.

 

Die Aufzeichnungen berichten, dass Franziskus nicht allein unterwegs war, sondern seinen Bruder Silvester bei sich hatte und dass sich in Cortona noch weitere Brüder anschlossen. Angeblich wurde er in Cortona von einem nicht genannten Mann empfangen, in sein Haus eingeladen und dafür von Franziskus die Gabe der Berufung zu seinem Orden empfängt. Vielleicht hatte er von diesem Mann vom Ort Le Celle erfahren und dann aufgesucht. Die Berichte zeigen auf, dass er vielleicht schon im Jahr seiner Ankunft die sogenannten „Zellen“ etwas umgeformt hat, einige Mauern errichtete und sich eine kleine Zelle baute, die noch heute mehr oder weniger zu sehen ist.

 

Leseprobe:

Auf einer erhöhten Ebene wurde schon im Augenblick der ersten Niederlassung eine kleine Kapelle gebaut. Dies wird auch durch die Tatsache bestätigt, dass wahrscheinlich bis ins Jahr 1705 beim Eingang zum gegenwärtigen Speisesaal der Brüder ein gehüteter Raum mit einem Altar bestand. Es wird berichtet, dass auf dem Altar schon der Hl. Antonius von Padua Messen zelebriert haben soll. Somit ist klar, dass man die Kapelle schon vor das Jahr 1231 datieren kann, vor das Jahr, in dem dieser viel geehrte Heilige starb.

 

In den ersten Biographien wird berichtet, dass Franziskus wiederholt an diesem Ort geweilt hat, auch wenige Monate vor seinem Tod und dort sein Testament geschrieben haben soll. Bruder Elias erneuert und festigt im Jahr 1232 die vorgegebenen Bauten. Nach dem Tod von Franziskus war Bruder Elias der Nachfolger in der Leitung des Ordens und machte die „Zellen vor Cortona“ zu seiner zweiten Heimat, starb dort und wurde auch dort begraben. Zu der vorhandenen Zelle von Franziskus, dem Schlafraum und der darüber liegenden Kapelle fügt er zu diesen beiden Ebenen noch eine dritte dazu. In dieser Ebene richtet er fünf Zellen ein, die bis auf eine noch heute so geblieben sind, wie sie ursprünglich gebaut wurden. Vom Bruder Salimbene, ein Zeitgenosse von Bruder Elias, berichtet in seiner Chronik von einer besonderen Gruppe von 12 bis 14 Brüdern, die Elias in Le Celle bei sich gehabt haben soll.

 

Die Zellen verlieren an Bedeutung, da sich der Orden um ein vielfaches ausbreitete und Bruder Elias in den Jahren 1245/46 daran machte, in der Stadt Cortona eine Kirche und ein Konvent zu bauen, dass in den Ausmaßen weit über das bescheidene Konvent „Le Celle“ hinausging. Jedoch wurde der alte Ort nie verlassen, denn Aufzeichnungen belegen, dass im Jahre 1247 Bruder Elias noch hier wohnte, obwohl er bereits sehr krank war. Dies berichtet Bruder Bonitius, ein Verwandter und Gefährte von Bruder Elias.

 

 

Nachdem Bruder Elias verstorben war, gerieten die Zellen ca. drei Jahrhunderte in Vergessenheit, wurden dann der Ausgangspunkt für Streitereien und schließlich verlassen. Dann im Jahr 1537, erhielten die Kapuziner vom Bischof von Cortona Leonardo Bonafede den Konvent „Le Celle“. Nach den Aufzeichnungen war die Art und Weise, wie die Kapuziner zu diesem Konvent kamen, etwa immer die gleiche. Die Kapuziner mit ihrer Sympathie genossen die Aufmerksamkeit der Bevölkerung. Diese drängten die öffentlichen Verantwortungsträger dazu, den Konvent den Brüdern zu überlassen. Die Gesetzgebung der Kapuziner besagte, dass immer im Einverständnis der „Herren des Ortes“ bei der Planung einer neuen Niederlassung vorgegangen werden soll. Einzige Bedingung war, dass angebotene Orte einsam gelegen sein und ärmlich aussehen müssen, um angenommen zu werden. 


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